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Leben des Galilei

Text von Bertolt Brecht & Musik von Hanns Eisler / TAK Theater Liechtenstein und Théâtre National du Luxembourg

Manche Menschen verändern die Welt. Galileo Galilei gehört zu diesem besonderen Kreis. Als genialer Wissenschaftler erkundet er Welt und Himmel und findet Belege für das heliozentrische Weltbild des Kopernikus. Im Italien seiner Zeit ist das eine gefährliche Entdeckung. Die katholische Kirche beharrt darauf, dass die Erde im Zentrum des Universums und der Mensch im Zentrum der Schöpfung steht. Als Galilei dem Papst seine Erkenntnisse voller Stolz präsentieren will, bevorzugt die Kurie, lieber auf den Blick durch das Teleskop zu verzichten. Stattdessen zeigt der Vatikan Galilei die Folterinstru­mente, die zum Einsatz bereitstehen. Nur zehn Jahre zuvor ist der Astronom Giordano Bruno wegen ähnlicher Erkenntnisse von der Inquisition öffentlich verbrannt worden. Aus Angst um Leib und Leben widerruft Galilei seine Forschungsergebnisse und darf so unter Hausarrest bis an sein Lebensende weiterleben. Doch heimlich forscht er weiter und schreibt an seinem Lebenswerk.

 

Der Fall des Galileo Galilei ist ein Paradebeispiel für den Konflikt zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlicher Umstände. Welchen Einfluss übten Moral, Politik und Öffentlichkeit damals und auch heute auf die Wissenschaft aus? Fake News relativieren heute vielfach klare Fakten, ganze Industrien beschäftigen sich damit, ungeliebte Tatsachen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu relativieren. Auf der anderen Seite wären manche Entdeckungen vielleicht besser nie gemacht worden. Hat die Atombombe einen Krieg beendet oder Hundertausende Leben ausgelöscht? Sollten der KI oder der Genforschung im Sinne aller Menschen Grenzen gesetzt werden?

 

In dem aus der Antike stammenden geozentrischen Weltbild steht die Erde im Zentrum der Welt. Mond, Sonne und Planeten drehen sich auf Kreisbahnen um die Erde. Hinter der letzten Planetenbahn bildet der Fixsternhimmel das Ende der sichtbaren Welt. Die Sterne sind in diesem Modell auf einer Kugelsphäre fix angebracht. Das Universum hat daher keine Tiefe, keinen Raum. Hinter der Fixsternsphäre existiert das Reich Gottes, einschliesslich des Paradieses. In der Renaissance begannen Astronomen die Bewegungen der Planeten genauer zu untersuchen: Manche von ihnen durchliefen merkwürdige Bahnen, die nicht erklärlich waren (Epizykeltheorie). Aber erst Nikolaus Kopernikus arbeitete 1543 zum ersten Mal ein heliozentrisches Weltbild aus; Galileo Galilei fand 1610 mit der Entdeckung der Phasen der Venus und von Monden, die um den Jupiter kreisen, klare Belege für das heliozentrische Weltbild.

 

Der Vatikan rehabilitierte Galileo Galilei erst im Jahr 1992.