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Der Fürstensteig

Er ist der wohl berühmteste Wanderweg Liechtensteins und einer der bekanntesten der Region: der Dreischwesternweg mit Fürstensteig. Erbaut 1898, gehen ihn bis heute jedes Jahr Tausende von Alpinisten.

Es waren der Liechtensteiner Ingenieur Karl Schädler und Heinrich Hueter, der Vorsitzende der Sektion Vorarlberg des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, die Ende des 19. Jahrhunderts die Idee eines Höhenwegs zwischen Vorarlberg und Liechtenstein hatten. Finanziert wurde der Dreischwesternweg von diesen beiden Parteien sowie von Fürst Johann II., im Volksmund «der Gute» genannt. Letzterer bezahlte das Teilstück, das heute als Fürstensteig bekannt ist. Insgesamt wurden 2‘800 Gulden vom Fürsten berappt, 900 Gulden von der Sektion Vorarlberg und der Rest von 800 Gulden von Ingenieur Schädler.

Orte der Dämonen
«Seit alters her galten Gebiete dort, wo dem Menschen Fels oder Eis entgegen traten, als Orte des Grauens, der Dämonen und der bösen Geister», schrieb Lorenz Jehle zum 100-jährigen Bestehen des Weges in der Bergheimat, der Jahresschrift des Liechtensteiner Alpenvereins (LAV). Die felsigen Landschaften übten ab dem 18. Jahrhundert eine Faszination auf immer mehr Alpinisten aus. «Durch Wege sollten diese so vielen Menschen wie möglich zuteilwerden.» Eine wesentliche Rolle hätten dabei auch wirtschaftliche und touristische Überlegungen bei der Erschliessung der Berggebiete gehabt, so Jehle. «Die Bedeutung dieses Weges, der so reich an Naturschönheiten ist, darf hinsichtlich Hebung des Touristenverkehrs im Lande gewiss hoch eingeschätzt werden», schrieb das «Volksblatt» 1898 zur Eröffnung des streckenweise in den Fels gehauenen Weges. Dazu wurden Gäste geladen aus den Landesbehörden, den Gemeindevertretungen, über deren Gebiet sich der Weg erstreckt, aus dem Schweizerischen sowie Deutschen und Österreichischen Alpenverein. Sofern sie gut zu Fuss waren, wanderten diese Gäste von Feldkirch kommend über den neuen Weg nach Gaflei, wo dann ein gemeinsames Mittagessen stattfand, umrahmt von der Harmoniemusik Vaduz, die ein Konzert gab. «Am Abend vorher werden bei günstiger Witterung Höhenfeuer und diverses Feuerwerk die Vorfeier dieser alpinen Festlichkeit bilden», hiess es im «Volksblatt» weiter. Und das Wetter spielte auch tatsächlich mit.

Eine Feier, die ihren Veranstaltern Ehre macht
Die Eröffnung habe unter unerwartet zahlreicher Beteiligung stattgefunden, hiess es in diesem Blatt in der Folge des Ereignisses. Sogar «der Centralausschuss in München war durch eine Abordnung vertreten».
600 Teilnehmer hatte schon das auf Garsella gegebene Frühstück der Sektion Vorarlberg, Sektionsbezirk Feldkirch. Festlich begleitet von der Frastanzer Musikkapelle und verbunden mit einer Bergpredigt sowie der Einsegnung des Weges. Danach ging es, wie bereits erwähnt, über den restlichen Dreischwesternweg Gaflei zu. «Beim Mittagessen fehlte es nicht an würzigen Reden seitens zahlreicher in- und ausländischer
Vereinsmitglieder. Überhaupt herrschte während des Aufenthalts in dem herrlichen Gaflei die fröhlichste Stimmung. Es war eine schöne Feier, die ihren Veranstaltern alle Ehre macht.» Zum beschwerlichen Bau des Weges erfährt man aus der damaligen Berichterstattung das Folgende: «Von der ganzen Weganlage entfallen auf Arbeit im Erdreich 3623 M., auf Arbeit im Felsen 2723 M.» Die Weganlage nehme ihren Anfang an der Dreischwesternspitze in einer Meereshöhe von rund 2’100 Metern. Im Fortgang nach Süden senke sie sich etwa 50 Höhenmeter, um sich danach dem 2’108 Meter hohen Garsellakopf anzunähern und schliesslich der Kuhgratspitze, mit 2’124 Metern Kulminationspunkt des gesamten Weges. Er «endet in der 1520 M. Höhe gelegenen Alpe Gaflei, woselbst das von Herrn Ingenieur Schädler vorzüglich eingerichtete Alpenkurhaus mit etwa 40 Zimmern, vorzüglicher Küche und ebenso guten Getränken den Wanderer zu längerem Verweilen einladet». Die Wanderung stelle einen bequemen Spaziergang dar. Von der  Dreischwesternspitze bis Gaflei nehme der Weg zweieinhalb Stunden in Anspruch. Vor der Eröffnung hätten Felskletterer erster Vorzugklasse etwa sechs bis acht Stunden für die Strecke gebraucht – diese war bei einigermassen ungünstiger Witterung gar nicht begehbar.

Feierlichkeiten verschoben
Eine grosse Feier gab es auch 50 Jahre nach der Eröffnung des Fürstensteigs – genauer gesagt 51 Jahre danach; da der Juni 1948 durch und durch verregnet war, mussten die Feierlichkeiten um ein Jahr verschoben werden. Einmal mehr wurden die guten Beziehungen zwischen Liechtenstein und seinen Nachbarländern in den Mittelpunkt gestellt und der Österreichische wie auch der Schweizerische Alpenverein schickten hochkarätige Delegationen. Allerdings fehlten Abordnungen der Liechtensteiner Behörden und auch des Liechtensteiner Alpenvereins, wie das «Vaterland» damals festhielt. Erstmals bei der Organisation eines Festanlasses dabei war der LAV zum 75-jährigen Bestehen des Dreischwesternwegs anno 1973. Damals fand eine zweitägige Jubiläumswanderung statt. Am ersten Tag sollte bis zum Vorderälpele  beziehungsweise Gafadura aufgestiegen werden. Am Folgetag war morgens eine Feldmesse auf dem Sarojasattel geplant, um dann gemeinsam die Jubiläumsstrecke nach Gaflei unter die Füsse zu nehmen. Trotz Nebels und Regens nahmen zahlreiche Bergfreunde an dieser Wanderung teil. Bei der anschliessenden Feierstunde auf Gaflei bezeichnete der damalige Regierungsrat Walter Oehry den Weg als Symbol der Einheit zwischen Fürst und Volk, die dieses Werk gemeinsam erschaffen hätten.

Voneinander und miteinander lernen
Strahlender Sonnenschein herrschte wiederum, als das 100-Jahr-Jubiläum des  Dreischwesternwegs begangen wurde. Das Programm blieb das altbewährte und erinnerte an die Eröffnung des Weges. Wieder fand eine Feldmesse auf dem Sarojasattel statt, umrahmt von der Frastanzer Musik, worauf erneut eine Wanderung nach Gaflei erfolgte, wo die Gäste um 16 Uhr eintrafen. Teilgenommen hatten Wanderer aller Altersklassen von Kindern, die unter zwölf Jahren waren, bis hin zu LAV-Ehrenmitglied Stefan Wachter, der die Tour mit seinen 87 Jahren. ebenfalls mitmachte. LAV-Präsident Walter Seger dankte allen, die zur Feier des Tages beigetragen hatten und sprach die Wirkung der Berge auf die zwischenmenschlichen Beziehungen an. Er sagte, dass man in dieser speziellen Atmosphäre der Alpen viel voneinander und miteinander lernen könne.

(Quelle: Triesenberger Dorfspiegel)